Κυριακή 8 Σεπτεμβρίου 2019



„Zusammenwirken“ oder „Wettstreit der Nationen“

Zusammenfassung

Die Erforschung der Antarktis galt um 1900 als eine der letzten großen Herausforderungen im Zuge der Erschließung der Welt. Viele Nationen beteiligten sich daran, darunter das deutsche Kaiserreich. So fanden im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg auch zwei deutsche Antarktisexpeditionen statt: von 1901 bis 1903 unter der Leitung von Erich von Drygalski und in den Jahren 1911/12 unter der Leitung Wilhelm Filchners. Die Forschung hat das Verhältnis zwischen den Unternehmen der verschiedenen Nationen bislang oftmals mit einem Fokus entweder auf Wettbewerb oder Zusammenarbeit beschrieben. Dieser Aufsatz zeigt, dass internationale Kooperation und Konkurrenz die deutsche Antarktisexploration in spannungsreicher Gleichzeitigkeit prägten. Dabei nutzten die Akteure von Beginn an beide Interaktionsmodi als argumentative Ressourcen und verfolgten bewusst und situativ variabel Handlungsoptionen nach sowohl kompetitiven als auch kooperativen Logiken. Die Akteure bemühten sich darum, keinen der beiden Modi überwiegen zu lassen, sondern ein Gleichgewicht zu wahren, um die sowohl aus Wettbewerb als auch aus Zusammenarbeit entstehenden Vorteile für sich nutzen zu können. Gerade die genauen Kriterien der Konkurrenz wurden dabei zum Teil in der Schwebe gehalten, um sich hier alle Möglichkeiten offen zu halten. Bei der retrospektiven Bewertung ihrer Expeditionen durch die deutsche Öffentlichkeit gelang es ihnen jedoch nicht, die Deutungshoheit über Erfolg und Misserfolg der Unternehmen zu gewinnen: Weder der Verweis auf erfolgreiche Kooperationen, noch auf den Sieg im Wettbewerb um wissenschaftliche Leistungen konnte in der öffentlichen Wahrnehmung im deutschen Kaiserreich die Niederlage beim Erreichen möglichst südlicher Breiten ausgleichen.

„mit und in seiner Umwelt geboren“

Zusammenfassung

Der niederländische Tierpsychologe Frederik J. J. Buytendijk (1887–1974) entwickelte in seinen Forschungen der 1920er und 1930er Jahre in Abgrenzung zum Behaviorismus eine antireduktionistische Zugangsweise auf Verhaltensexperimente. So bezog er in seinen Experimentalpraktiken explizit die subjektive Erfahrung des Versuchsleiters mit ein. Damit entwarf Buytendijk eine Wissenschaftstheorie, die methodologisch auf die Phänomenologie, Hermeneutik wie auf gestalttheoretische Ganzheitskonzepte zurückgriff, quantitative Datenerhebungen aber dennoch nicht aufgab. Vielmehr untersuchte Buytendijk auf der Grundlage des Biotheoretikers Jakob von Uexküll (1864–1944) in seinem physiologischen Institut in Groningen konkret die These einer „Tier-Umwelt-Einheit“. Der vorliegende Beitrag ermittelt anhand der institutionellen Rahmenbedingungen und zweier Experimente (1924 und 1931), inwiefern Buytendijk seine Aussage, dass das Tier „mit und in seiner Umwelt geboren [ist]“, die zugleich sein wissenschaftsphilosophisches Konzept stützte, zu verifizieren wusste. Dass die Umwelt dem Tier ein Organ ist, ist bei Buytendijk dementsprechend nicht nur metaphorisch, sondern ganz real zu verstehen.

Migrations and Radical Environmental Change

Von konditionierten Ratten und gestressten Werktätigen

Zusammenfassung

Die Entstehung von Herz- und Kreislaufkrankheiten durch Stress, das heißt psychosoziale Belastungen, war in den 1960er und 1970er Jahren ein bestimmendes Element des internationalen medizinischen Diskurses. In diesem Artikel wird eine ostdeutsche Variante des Stressdiskurses thematisiert, die von Rudolf Baumann und seinen Mitarbeitern am Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie in Berlin-Buch entwickelt wurde. Die Gruppe versuchte, ebenso einen dezidiert materialistischen Zugang zum Problem psychosozial bedingter Krankheiten zu entwickeln wie Therapie- und Präventionskonzepte, die sich in das sozialistische Gesundheitssystem einfügten. Zugleich griff sie beständig auf westliche Begriffe und Praktiken zurück. Durch eine internationale Kontextualisierung des Projekts werden Übereinstimmungen und Unterschiede der östlichen und westlichen Wahrnehmung belastender Auswirkungen der Industriegesellschaft herausgearbeitet. Ferner wird gezeigt, dass das Stresskonzept ein anspruchsvolles Programm sozialer Prävention und Therapie implizierte, dessen Realisierung in beiden politischen Systemen enge Grenzen gesetzt waren.

Die Magdalenenflut 1342 am Schnittpunkt von Umwelt- und Infrastrukturgeschichte

Zusammenfassung

Im vorliegenden Artikel wird das von historischer Seite wenig erforschte Ereignis der Magdalenenflut von 1342 unter Einbeziehung administrativer Überlieferung, vor allem aus Urkunden und Rechnungsbüchern, und durch Heranziehung naturwissenschaftlicher Proxydaten, insbesondere aus Baumring-Niederschlagsrekonstruktionen, neu ausgeleuchtet. So gelingt es nicht nur, einen wesentlich differenzierteren Verlauf einer insgesamt zweijährigen Hochwasserkatastrophe mit peaks im Februar und Juli 1342, aber auch im Juli 1343 zu gewinnen, sondern auch mehrmonatige Trockenphasen im März bis Juni 1342 erstmals zu fassen, die den (auch in Schriftquellen nachgewiesenen) Erosionseffekt der Starkregenfälle im Juli 1342 besser erklären als bislang. Dabei wird klar, dass 1342/43 ein multifaktorieller compound event vorliegt, der erst durch die Koinzidenz natürlicher Extremereignisse mit sozio-ökonomischen Faktoren zur Katastrophe führt. Die bewusste Ausweitung des Quellenspektrums lässt beispielsweise erstmals eine überregionale Teuerung bei Lebensmitteln im Nachklang der Flutereignisse feststellen, die aber wesentlich im zufälligen Auftreten des Hochwassers noch vor der Getreideernte begründet liegt. Der Fokus des Beitrags liegt auf infrastrukturellen Anpassungsmaßnahmen, etwa veränderten Brückendesigns (am Bsp. der Balduinbrücke in Koblenz) und großer Wasserbaumaßnahmen (am Beispiel des Donaudurchstichs von Oberalteich), oder normativen Reaktionen wie den Würzburger Polizeisätzen 1342/43 und der Errichtung von Deichbaugemeinschaften am Niederrhein, die zumindest als indirekte Reaktionen auf die Hochwasserereignisse verstanden werden müssen. Diese technisch-normativen Adaptionsvorgänge können einerseits im Luhmann’schen Sinn als Umweltbeobachtungen zweiter Ordnung verstanden werden, andererseits erläutern sie die Bedeutung von natürlichen Extremereignissen als Taktgeber für vormoderne Infrastrukturentwicklung aufgrund ihrer als kritisch erlebten, ungenügenden Ausgestaltung oder gar ihres völligen Fehlens. Nordalpin sehen wir nach 1342/43 im Bereich des Hochwasserschutzes zaghafte Anfänge obrigkeitlicher Daseinsvorsorge jenseits lokaler Zuständigkeiten.

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