Τρίτη 19 Νοεμβρίου 2019

Komplexität, Komplizität und moralischer Stress in der Pflege

Zusammenfassung

Professionelles Handeln bedarf moralischen Handlungsvermögens. Im Kontext pflegerischer Weiterbildungen beschreibt der Philosoph Andrew Jameton vor über drei Jahrzehnten psychologische Reaktionen auf kompromittiertes moralisches Handlungsvermögen, die er als moralischen Stress definiert. Diese Standarddefinition hat in der Pflegewissenschaft zu einer dichten Forschung geführt und zum Vorschlag einer weiten Definition. Belegt sind gravierende Folgen von moralischem Stress auf die Patientensicherheit und auf die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden. Der Beitrag diskutiert die Rezeption des Konzepts innerhalb der Pflegewissenschaft und die jüngst vorgeschlagene weite Definition von moralischem Stress als Reaktion auf Situationen wahrgenommener moralischer Unerwünschtheit. Er bezweifelt die Kongruenz der Definitionen. Gerade das Verständnis der Prävalenz von moralischem Stress in der Pflegepraxis wird durch die Ausweitung der Definition erschwert, welche den Messinstrumenten jeweils zugrunde liegt. Trotz dieser Unschärfe bleibt der Umgang mit moralischem Stress eine zentrale Herausforderung für alle Gesundheitsfachpersonen. Für die wirksame Bewältigung bedarf er aber einer Schärfung, die die Kernanliegen sowohl der „alten“ wie auch der „neuen“ Definition aufnimmt: Wahrgenommene moralische Unerwünschtheit wird als Gesamtheit an emotionalen Reaktionen auf ethisch belastende Situationen vorgeschlagen, der bei kompromittiertem moralischen Handlungsvermögen moralischer Stress folgen kann, bei erschwertem moralischen Handlungsvermögen hingegen moralisches Unbehagen. In normativer Hinsicht steht moralischer Stress für Reaktionen auf Situationen moralischer Komplizität, moralisches Unbehagen für solche auf moralischer Komplexität. Durch diese Schärfung wird moralischer Stress hinreichend klar bestimmbar und die Standarddefinition im Kern bestätigt. Aber auch das Anliegen der weiten Definition wird aufgenommen für das breite Spektrum ethischer Belastungen, die den Alltag von Gesundheitsfachpersonen prägen und spezifische Strategien zu deren Bewältigung erfordern.

Pflege und Ethik. Aktuelle Herausforderungen

Antinomie statt Autonomie

Zusammenfassung

In diesem Beitrag sollen Iris Marion Youngs gerechtigkeitstheoretische Überlegungen zu Unterdrückungsformen und Mechanismen ihrer Stabilisierung zur Analyse der Situation der Pflege in Deutschland und der politischen Diskurse darüber fruchtbar gemacht werden. Ausgehend von Youngs These, dass das bloße Postulat formal gleichberechtigter Teilhabe unterschiedlicher Gruppen an politischen Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozessen nicht automatisch auch zu deren gleichberechtigter und wirksamer Interessensvertretung führt, werden resultierende gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, von denen Pflegende und die Pflege betroffen sind, den „Fünf Formen der Unterdrückung“ ihrer gleichnamigen Theorie zugeordnet. Diese Unterdrückungsformen werden erläutert und auf die aktuelle Situation der Pflege hin interpretiert. Im Fazit wird der Bezug zum Thema gerechter Partizipation und damit ihre Bedeutung für die aktuellen pflegepolitischen Diskurse in sozial- und gerechtigkeitstheoretischer Perspektive betont. Die Analysen Youngs können zum Verständnis politischer Prozesse und zu deren bewussten Mitgestaltung durch Pflegende beitragen. Konsequenzen ergeben sich insbesondere für die Pflegepädagogik, da auf dieser Basis ein kritisches pflegepolitisches und professionelles Selbstverständnis gefördert werden kann.

Ethikkompetenzen vertiefen und verdichten – Welche Rolle kann die Ethik-Leitlinienentwicklung als exemplarische Methode der Ethikdidaktik in der hochschulischen Pflegeausbildung spielen?

Zusammenfassung

Die Anforderungen an die ethische Kompetenzentwicklung im Rahmen der hochschulischen Pflegeausbildung sind anspruchsvoll und methodisch zu konkretisieren. Der Beitrag geht zunächst der Frage nach, wie Ethikkompetenz in Bezug auf die hochschulische Pflegeausbildung zu konturieren ist. Basierend auf dieser definitorischen Rahmung liegt das Augenmerk auf dem Prozess der Ethik-Leitlinienentwicklung als mögliche zu diskutierende Methode der Ethikkompetenzentwicklung. Hierbei ist die Frage leitend, ob der Prozess der Ethik-Leitlinienentwicklung im Rahmen des Studiums – analog zu den bis dato vielfach realisierten Fallanalysen – eine weitere beziehungsweise ergänzende Methode der Ethikdidaktik sein könnte, um die für das professionelle Pflegehandeln relevanten Ethikkompetenzen im Rahmen der hochschulischen Pflegeausbildung anzubahnen und/oder zu verdichteten.

Berufliche Pflege und soziale Gerechtigkeit: sechs sozialethische Problemanzeigen

Zusammenfassung

In Deutschland stellen sich in Bezug auf die pflegerische Versorgung grundlegende Gerechtigkeitsprobleme. Sechs sozialethische Probleme werden behandelt, deren Lösung Priorität hat, wenn es um gerechtere Rahmenbedingungen für die berufliche Pflege geht: Da jeder Pflegekräftemangel insofern menschenrechtsrelevant ist als berechtigte Hilfsansprüche Pflegebedürftiger nicht erfüllt werden können, muss erstens die Überwindung des Personalmangels oberste Priorität erhalten. Zweitens verteilen Pflegegutachter(innen) ein großes Finanzvolumen aus der Pflegeversicherung mittels Pflegegradbeurteilungen. Aus Gründen der Bedürfnisgerechtigkeit wird vorgeschlagen, dass Pflegende sich bei dieser sozialstaatlichen Aufgabe stärker am Selbstverständnis der Sozialarbeit orientieren und die Weiterbildungen in einen Studiengang überführt werden. Angesichts weitreichender Auswirkungen von Zeitdruck auf pflegerische Interaktionen und das Berufsbild ist drittens ein Teil der Zeitverdichtung zurückzunehmen. Viertens wird dargelegt, welche Belastungen mit einem hohen Krankenstand und Personalmangel einhergehen und wie Risikofaktoren entgegenzuwirken ist. Fünftens müssen den speziellen Belastungen des Pflegeberufs Ressourcen zur Seite gestellt werden, und sechstens könnten Strukturen der Ethikberatung moralischen Stress verringern.

Ethische Fragen der Pflegepraxis im Krankenhaus und Möglichkeiten der Thematisierung

Zusammenfassung

Ethische Fragen der Pflegepraxis haben sich in den letzten Jahren zugespitzt. Sie sind häufig verbunden mit einer grundsätzlichen Sorge um eine kompetente und verantwortliche Pflege, die den Bedürfnissen von Patient*innen gerecht wird. Forschungen aus drei Jahrzehnten zeigen, dass strukturelle Beschränkungen, Konflikte mit Kolleg*innen, Patient*innen und Angehörigen sowie eine Managementorientierung und die Unsichtbarkeit der Pflegearbeit, Ursachen für die grundsätzlichen Sorgen sind. Sie führen zu moralischem Stress, fehlenden Beziehungen und einer Fragmentierung der Pflege. Teilweise reagieren Pflegende widerständig, indem sie beispielsweise die Regeln beugen und eine passive „wait and see“ Position einnehmen. Einige Pflegende erheben ihre Stimme und suchen ein Klinisches Ethikkomitee auf. Klinische Ethikkomitees bieten eine Möglichkeit, die komplexen ethischen Fragen der Pflegepraxis zu thematisieren. Allerdings verweisen die Studien aus drei Dekaden auf einen Mangel der Thematisierung. Die Analyse der Ursachen lässt die Schlussfolgerung zu, demokratischen Lernprozessen Raum zu geben.

Ethikkompetenzerwerb im Handlungsfeld – Voraussetzungen und Impulse für die professionelle Pflegepraxis

Zusammenfassung

Die Anforderungen an das ethisch-professionelle Handeln Pflegender und somit auch die Forderungen an die professionelle Ethikkompetenz Pflegender im praktischen Berufsfeld wandeln sich sowohl qualitativ als auch quantitativ. Dies wird auch in den veränderten normativen Rahmungen der Pflegebildung deutlich. Der Lernort Praxis als ein zentraler Ort pflegebezogener (Aus‑)Bildungsprozesse rückt somit nochmals stärker in den Fokus der Ethikkompetenzentwicklung professionell Pflegender. Der Beitrag konturiert zentrale Anforderungen und veränderte Bezüglichkeiten für die Ethikbildung im beruflichen Handlungsfeld professioneller Pflege und formuliert davon ausgehend zentrale Prämissen an organisationsethische Rahmenbedingungen mit dem Ziel, eine ethisch fundierte professionelle pflegerische Handlungspraxis zu unterstützen.

Pflege und Technik. Stand der Diskussion und zentrale ethische Fragen

Zusammenfassung

Für eine ethische Beurteilung des Einsatzes moderner Informations- und Kommunikationstechnologien sowie autonomer Assistenzsysteme im Berufsfeld Pflege empfiehlt es sich zunächst, empirische Informationen über Wirkungen und Folgen dieser Technologien aus unterschiedlichen Perspektiven einzuholen. Allerdings ist die Studienlage erweiterungsbedürftig. Auch wenn die Diskussion eher tentativ auf der Grundlage von vorsichtigen Annahmen geführt werden kann, so schälen sich dennoch in der internationalen pflegewissenschaftlichen Debatte sehr ambivalente Bewertungen heraus. Eine der Kontroversen betrifft die Frage, inwieweit und in welchem Maße Pflege als Beziehungsarbeit technisch substituiert werden kann oder darf; inwieweit sich dadurch nicht nur Strukturen der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit wandeln, sondern soziokulturelle Bedingungen von Hilfe, Unterstützung und Befähigung grundlegend verändern. Assistenztechnologien werden nicht nur das widersprüchliche Verhältnis von Sicherheit, Überwachung, Kontrolle und Entmündigung verschärfen. Unter dem Einfluss moderner Informationstechnologien wird sich auch der Status professionellen Wissens wandeln. Von erheblichem Gewicht ist schließlich, ob möglicherweise sozialanthropologische Grundannahmen wie beispielsweise die der leiblichen Responsivität und personalen Authentizität obsolet werden. Die ethische Beurteilung erfolgt aus verschiedenen Bewertungsperspektiven. Aus deontologischer Sicht hat sich die Akzeptanz neuer Technologien daran zu bemessen, inwieweit deren Wirkungen mit normativen Ansprüchen und Integritätsinteressen (Selbstbestimmung, Sicherheit) betroffener Personen vereinbar sind. Aus Sicht einer Ethics of Care wird es darum gehen, inwieweit durch den Einsatz von Assistenztechnologien nicht nur psychophysische Entlastungen (Pflegepersonal, Patient*innen, ältere Menschen), nicht nur bessere Informationsflüsse bewirkt werden können. Nicht weniger bedeutsam ist die Frage, ob soziale Netzwerke entwickelt, Möglichkeiten der Teilhabe verbessert und kreative Potenziale der Selbstorganisation und der Selbstwirksamkeit gefördert werden können.

The influence of values in shared (medical) decision making

Abstract

Definition of the problem

The Shared Decision Making model is becoming increasingly popular also in the German-speaking context, but it only considers values of patients to be relevant for medical decisions. Nevertheless, studies show that the values of physicians are also influential in medical decisions. Moreover, physicians are often unaware of this influence, which makes it impossible to control it.

Arguments

The influence of both patients’ and physicians’ values is examined from an empirical and normative perspective. The review about the empirical data provides a necessary overview about the status quo, whereas I deduct rules for value-influenced behaviour in the decision making process in the normative approach. Therefore, different scenarios are taken into account to explore in which situations it is acceptable for physicians to let their values be part of the decision making process. The conscious use of values is only possible, when physicians are aware of their influence. To raise awareness, the best option would be to educate future physicians about it in their training. Therefore, this article provides a teaching concept for a unit that could be part of an ethics class for physicians in training. Furthermore, patient’s rights and responsibilities in the decision making process are discussed.

Conclusion

I conclude that it is necessary to take the influence of values (more) into account and include this knowledge into the training of physicians. Conclusively, recommendations for patients and physicians and their dealing with values in shared decision making processes are suggested.

„Konfliktfall Demenzvorhersage“: Chancen und Risiken der Demenzvorhersage – Wie gestalten wir die zukünftige Praxis?

Δεν υπάρχουν σχόλια:

Δημοσίευση σχολίου